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Ostfriesen-Zeitung
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erschienen am: 08.03.2003
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Postbote bringt Frauen zur Raserei Tegen de gode Sitten hatte in Oldersum Premiere / Stück noch viermal auf der Bühne im Klottjehus
 Die Theatergruppe des Heimatvereins Oldersum hat das Stück Tegen de gode Sitten auf die Bühne gebracht. Foto: Boschbach
Von Gabriele Boschbach
Oldersum. Auf den ersten Blick erscheint das Leben im Dorf idyllisch und beschaulich. Die schmucke Fassade des Gasthofs Zur Linde“ strahlt mit den frisch gestärkten Deckchen auf den Tischen im Hof um die Wette. Üppige Blumen setzten in den Fensterkästen optische Akzente.
Wie jeden Morgen kommt der Postbote Emil (Jürgen Schirrmann) vorbei, er verrichtet seine Arbeit ohne Hast und genehmigt sich beim Linden“-Wirt (Norbert Halm) ein Bier. Von Paula (Karin Beewen), der Tochter des Hauses, bekommt er ohne Aufforderung Mettwürstchen serviert. Essend und trinkend total beschäftigt, entgeht es dem maulfaulen Postboten, mit welch zärtlicher Fürsorge er bedacht wird. Ein tiefer Blick hier, ein koketter Augenaufschlag dort : die eher scheuen Avancen von Paula finden keine Resonanz. So geht es offenbar schon seit Jahren. Emil liebäugelt insgeheim mit der Möglichkeit, eine attraktivere Frau als Paula für sich gewinnen zu können.
Im Dorf tauchen überra-schend inkognito drei fremde Personen: der Schauspieler John Miller (Manfred Müller) in Begleitung seiner beiden Kolleginnen Linda (Erna Rademacher) und Pamela (Kerstin Rademacher). Sie quartieren sich im ehemaligen, lange verwaisten Gasthof Krone“ ein und laden das Dorf zu einer Einweihungsparty ein. Hinter der freundlichen Geste steckt indessen ein raffinierter Hintergedanke: Im Fest-Getümmel sollen die Damen des Hauses erforschen, welcher der männlichen Gäste ein Muttermal in der Leistengegend hat. Bevor diese Aktion unter vollem Körpereinsatz aller Beteiligten über die Bühne geht, verdreht die attraktive Pa-mela dem Postboten so sehr den Kopf, dass dieser als feuriger Italiener Emilio“ die Weiberwelt im Dorf zur erotischen Raserei treibt. Allen voran zwei gesetzte, ältere Damen (Gertrud Müller, Anni Schneider), die sich bis dato als Sittenwächterinnen aufgespielt haben. Im Oldersumer Klottjehus“ trieben die turbulenten Verwicklungen bei der Premiere des Stücks Tegen de gode Sitten“ auf einen furiosen Höhepunkt zu. Zu den Klängen des Ketchup-Songs Aserje wurden drei Herren einer körperlichen Inspektion unterzogen. Natürlich ohne die guten Sitten zu verletzten.
Die Darsteller des de Theaterkrings agierten mit viel Spielfreude und Temperament. Durch intensive Rollenarbeit und komödiantisches Geschick reizten sie die Lachmuskeln des Publikums, unter dem sich auch der Autor des Stücks, Jörg Appel, befand. Gemeinsam mit seiner Frau war der Dramatiker eigens vom fränkischen Schwabhausen angereist, um sich die ostfriesische Variante seines Lustspiels anzusehen. Die Übersetzung hatte Margareta Bührmann besorgt. Dass das dramaturgisch gut gebaute Stück ein voller Erfolg wur-de, beruht nicht zuletzt auf der Inszenierungsarbeit von Jakob Jans-hen, der selbst eine zentrale Rolle spielt.
Weitere Termine: Sonntag, 9. März, Donnerstag, 13. März, Freitag, 14. März, Sonntag, 16. März, jeweils um 20 Uhr im Klottjehus.
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